Schmerzen bei Pferden und Hunden sind oft nicht leicht zu erkennen. Tiere können sie nicht wie Menschen verbal äußern – deshalb kommt es auf Aufmerksamkeit für Signale an.
Schmerzen lassen sich in drei große Arten einteilen:
- Körperlich – direkt am Bewegungsapparat oder inneren Organen
- Psychisch – mentale Belastungen, Stress und Angst
- Emotional – Gefühle, Trauer, Frustration oder soziale Konflikte
In diesem Artikel erfährst du, wie du jede Schmerzart erkennst, mit konkreten Beispielen und Tipps für den Alltag.
1. Körperliche Schmerzen
Körperliche Schmerzen sind die klassischen Schmerzen, sichtbar am Bewegungsapparat, Knochen, Muskeln oder inneren Organen. Typische Schmerzarten und ihre Anzeichen sind:
- Muskel- und Sehnenschmerzen: Steifheit, Widerstand bei Bewegung, Muskelverspannungen
- Gelenkschmerzen / Arthrose: Lahmheit, morgendliche Steifheit, Schonhaltung
- Knochenverletzungen / Frakturen: akute Lahmheit, Schwellung, Schonhaltung
- Kopf-/Zahn-/Maulschmerzen: Kopfschütteln, Futterverweigerung, Berührungsempfindlichkeit
- Bauchschmerzen / Kolik / Aufgasung: Unruhe, Rollen, Liegen, Appetitlosigkeit
- Haut- und Druckschmerzen: Berührungsempfindlichkeit, Schütteln, Lecken
- Nervenschmerzen / neuropathisch: Zittern, Taubheitsgefühle, ungewöhnliche Gangbilder
- Entzündungen / Narben / Schleimhautreizungen: Empfindlichkeit, Schonhaltung, verminderte Bewegungsfreude
Merksatz:
„Körperliche Schmerzen beeinflussen Haltung, Bewegung und Aktivität – wer sie früh erkennt, kann gezielt handeln und Heilung unterstützen.“
2. Psychische Schmerzen
Psychische Schmerzen entstehen im mentalen Bereich – Stress, Angst oder traumatische Erlebnisse belasten das Tier, auch ohne körperliche Verletzung. Typische Schmerzarten und ihre Anzeichen sind:
- Angst / Furcht: Panik, Zittern, Fluchtverhalten
- Stress / Überforderung: Unruhe, Zappeligkeit, Konzentrationsprobleme
- Depression / Resignation: Rückzug, Apathie, reduzierte Spiel- oder Bewegungsfreude
- Schlafstörungen / fehlender Tiefschlaf: ständiges Aufstehen, Nesteln, Unruhe
- Posttraumatische Belastung: übersteigerte Schreckhaftigkeit nach früheren Erlebnissen
- Zwiespalt zwischen Können und Sollen: Frustration, ständiges Zögern, Vermeidung bestimmter Aufgaben, Nervosität, wiederholte Fehler trotz Routine
- Schlafstörungen/ fehlender Tiefschlaf [REM-Schlafmangel]: Unruhe, frühes Aufstehen, reduzierte Lernfähigkeit, gereiztes Verhalten, fehlende Erholung nach Ruhephasen
- Dopaminmangel: Apathie, fehlender Spieltrieb, Desinteresse an Belohnungen, mangelnde Lernbereitschaft, reduzierte Aktivität
- erlernte Hilflosigkeit: Rückzug, Passivität, reduzierte Interaktion mit Menschen oder Artgenossen, Appetitverlust, fehlende Initiative, Hilflosigkeits-Starre
- Kontrollverlust: Nervosität, Stressreaktionen, Aggression, Versuch, sich zu entziehen, stereotype Verhaltensweisen (z. B. repetitives Lecken, Umherlaufen)
Merksatz:
„Psychische Schmerzen sind oft unsichtbar, aber an Verhalten, Stimmung und Schlaf erkennbar – frühzeitiges Handeln schützt dein Tier und fördert Wohlbefinden.“
3. Emotionale Schmerzen
Emotionale Schmerzen entstehen durch Gefühle und soziale Erfahrungen – z. B. Verlust, Frustration oder Konflikte innerhalb von Herde oder Rudel. Typische Schmerzarten und ihre Anzeichen sind:
- Trennungsangst / Verlustschmerz: Unruhe, Appetitverlust, Suche nach Bezugsperson
- Trauer: Rückzug, verminderte Aktivität, Appetitlosigkeit, reduzierte Sozialkontakte, verminderte Spiel- oder Bewegungsfreude
- Frustration / Überforderung: ständiges Lecken, Koppen, Umherlaufen, Desinteresse
- Misserfolge: Verweigerung von Aufgaben, Aggression, Sturheit, ungeduldiges oder wiederholtes Scheitern, Unruhe
- Soziale Konflikte / Rangordnung: Aggression, Rückzug, Spiel- oder Futterverweigerung
- Traumatische Erfahrungen: Angst, Rückzug, Schreckhaftigkeit
- Verlust von Lebens-/ Bewegungsqualität: Apathie, reduzierte Bewegungsfreude, Desinteresse an gewohnten Aktivitäten, geringere Motivation beim Training
- Über-/Unterforderung / Verlust von Lebensqualität: Apathie, verminderte Bewegungsfreude, Desinteresse
- Bewegungsmangel: Unruhe, stereotypische Verhaltensweisen (z. B. ständiges Lecken, Koppen, Umherlaufen), nervöse Aufmerksamkeit, fehlende Ausgeglichenheit
Merksatz:
„Emotionale Schmerzen spiegeln sich in Verhalten und Stimmung wider – Tiere zeigen sie oft indirekt, durch Rückzug, Unruhe oder Aggression.“
Praktische Tipps für Tierhalter:innen
- Genau beobachten: Alter, Gesundheitszustand und Verhalten geben Hinweise.
- Veränderungen dokumentieren: Schon kleine Abweichungen im Verhalten können Hinweise auf Schmerzen sein.
- Früh handeln: Je früher Schmerzen erkannt werden, desto besser sind Heilung und Wohlbefinden.
- Individuell anpassen: Junge Tiere und Senioren sollten keine schweren Einheiten absolvieren – Bewegung und Belastung immer dem Tier anpassen.
- Professionelle Unterstützung: Tierärzt:innen, Physiotherapeut:innen und Verhaltenstrainer:innen können helfen, die Ursache zu finden und geeignete Maßnahmen zu empfehlen.
Fazit
Schmerzen bei Pferd und Hund sind vielschichtig: körperlich, psychisch oder emotional. Wer die Anzeichen erkennt, kann rechtzeitig reagieren und die Gesundheit, Beweglichkeit und Lebensqualität seines Tieres erhalten.
Merksatz für alle Arten: Beobachtung + Sensibilität + schnelles Handeln = glückliches, gesundes Tier.
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