Die Frage „Wie viel Bewegung braucht mein Pferd oder Hund wirklich?“ beschäftigt viele Tierhalter:innen – sei es im Alltag, nach einer Verletzung oder während der Reha. Das richtige Bewegungsmaß ist entscheidend für Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden. Zu wenig Bewegung führt zu Verspannungen, Übergewicht und Muskelschwäche, zu viel oder zu intensive Belastung kann Überlastungen, Gelenkprobleme oder Verletzungen verursachen.
In diesem Artikel erfährst du, wie du das Bewegungsmaß für Pferd und Hund leicht, mittel und schwer einordnest – praxisnah, alltagstauglich und physiotherapeutisch fundiert.
Warum das richtige Bewegungsmaß so wichtig ist:
- Gesundheit schützen: Gelenke, Muskeln und Sehnen werden weder unter- noch überlastet
- Regeneration fördern: Unterstützt Heilung nach Verletzungen oder Training
- Leistungsfähigkeit erhalten: Muskelkraft, Ausdauer und Koordination werden langfristig stabilisiert
- Mentale Balance: Ausreichende, passende Bewegung reduziert Stress und fördert Wohlbefinden
Pferd: Bewegungsmaß im Alltag
🐴 Pferde – Empfehlungen der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN)
Die FN betont, dass Pferde täglich mehrstündige Bewegung benötigen. Ein Minimum von einer Stunde Reiten und einer Stunde Zeit im Auslauf oder auf der Weide wird empfohlen; bei kürzerem Training sollte entsprechend mehr Zeit im Freien eingeplant werden. Besonders wichtig ist dies für Pferde, die nicht kontrolliert bewegt werden können, wie Jungpferde oder Zuchtstuten. Diese benötigen unbedingt täglich mehrere Stunden freie Bewegung.
👉 Weitere Informationen findest du hier:
🔗 Auslauf und Weide für Pferde – FN
Leicht – locker & sanft
- Dauer: ca. 60 Minuten im Schritt, aber auch Trab und Galopp in Reitbahn/ 1-2 h Ausritt im Schritt
- Beispiele: Freilauf, sanftes Longieren, Bodenarbeit ohne Intensität
- Ziele: Gelenkmobilisation, Durchblutung, sanfte Muskelaktivierung, Lymphfluss fördern
Mittel – moderat & aufbauend
- Dauer: ca. 2 Stunden Arbeit, z.B. 1 h Schritt, 30-40 Minuten leichter/mittlerer Trab, bis 20 Minuten Galopp
- Beispiele: Leichte Dressurlektionen, kontrolliertes Auf- und Abtraben, moderate Sprünge bis 60 cm
- Ziele: Muskelkräftigung, Kondition, Gleichgewicht, Koordination
Schwer – intensiv & leistungsfördernd
- Dauer: mehrstündige Arbeit, Wettkampf, z.B. 2 Stunden Schritt, 30 Min Trab, bis 1 h Galopp
- Beispiele: Turniertraining, lange Ausritte, schnelle Richtungswechsel, Sprünge >80 cm
- Ziele: Herz-Kreislauf-Fitness, Muskelaufbau, Koordination
- Hinweis: Nur für fitte Pferde; vorher Aufwärmen und anschließende Regeneration beachten
Hund: Bewegungsmaß im Alltag
🐶 Hunde – Empfehlungen des Verbandes für das Deutsche Hundewesen (VDH)
Der VDH empfiehlt, dass das optimale Bewegungsangebot für Hunde individuell angepasst werden muss. Als Faustregel spricht man von mindestens 2 Stunden Bewegung am Tag. Es gibt jedoch verschiedene Faktoren, die den Bewegungsbedarf eines einzelnen Hundes beeinflussen, wie Alter, Gesundheitszustand und Rasse.
👉 Weitere Informationen findest du hier:
🔗 Hunde in Bewegung – VDH
Leicht – locker & sanft
- Dauer: 2-3x täglich 20–40 Minuten ruhiger Spaziergang
- Beispiele: Lockeres Erkunden, leichte Mobilitätsübungen, kurze Spiele
- Ziele: Lockerung der Muskulatur, Durchblutung, mentale Beschäftigung
Mittel – moderat & aufbauend
- Dauer: 2-3x täglich 30–60 Minuten zügiges Gehen oder leichtes Jogging/ langer Spaziergang 1,5-2h
- Beispiele: Kontrolliertes Apportieren, Mantrailing, Agility-Einstieg, kurze Sprünge
- Ziele: Herz-Kreislauf-Training, Muskelkräftigung, Koordination
Schwer – intensiv & leistungsfördernd
- Dauer: 45–90 Minuten intensives Training oder Arbeit/ langer Spaziergang 2-3h
- Beispiele: Agility, Zughundesport, lange Mantrailing-Einsätze, schwieriges Gelände
- Ziele: Ausdauer, Muskelkraft, Koordination, geistige Auslastung
- Hinweis: Aufwärmen, Pausen, Untergrundwahl und ggf. physiotherapeutische Betreuung beachten
Praktische Tipps für Tierhalter:innen
Regeneration einplanen: Besonders nach mittleren und schweren Einheiten Ruhephasen einhalten, um Überlastung zu vermeiden.
- Individuell beobachten: Alter, Gesundheitszustand, Fitness und Trainingsstand entscheiden über das richtige Maß.
- Intensität variieren: Kombiniere leichte und mittlere Einheiten [wenn ihr geübt seid auch schwere] in der Woche.
- Aufwärmen & Cool-down: Wichtig vor jedem Training und auch generell ist die Aufwärmphase. Das Gewebe braucht Zeit zu durchsaften und warm zu werden, um Verletzungen und Muskelschäden vorzubeugen. Daher sind 15 MINUTEN IM SCHRITT ZU BEGINN – lockeres, ganz langsames bis zügiges Gehen abwechseln – IMMER PFLICHT! Sanfte Mobilisation und Lockerung nach jeder Einheit unterstützen zusätzlich.
- Regeneration einplanen: Besonders nach mittleren und schweren Einheiten Ruhephasen einhalten, um Überlastung zu vermeiden.
- Junge Tiere & Senioren: In diesen Altersgruppen keine schweren Einheiten, eher leichte bis moderate Bewegung; intensive Belastung kann Wachstum, Gelenke oder Herz-Kreislauf überlasten.
Fazit
Das richtige Bewegungsmaß ist entscheidend für die Gesundheit und Leistungsfähigkeit von Pferd und Hund. Leichte Einheiten fördern Lockerung und Durchblutung, mittlere Einheiten trainieren Muskeln, Kondition und Koordination, schwere Einheiten verbessern Ausdauer, Kraft und geistige Fitness. Mit einem bewussten, alltagsgerechten Bewegungsplan schützt du deine Tiere vor Überlastung, unterstützt ihre Regeneration und erhöhst ihr Wohlbefinden langfristig.
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