Als Hundehalter ist es gar nicht mal so einfach, sich für die Fütterung des vierbeinigen Lieblings zu entscheiden. Da gibt es Trockenfutter oder Nassfutter, Barf, Selbst-Gekochtes – und je nachdem wo man hinhört lassen sich unterschiedlichste Meinungen vernehmen. Die einen loben, die anderen schimpfen und wieder welche sind geradezu „bekehrend“ in den Sozialen Medien unterwegs, kommentieren alles und lassen keine Diskussion aus.
Grund genug für mich, mich dieser Thematik „Hundefütterung“ auch einmal anzunehmen. Und ich möchte es gleich von Anfang einmal klar stellen – ich beziehe keine Provisionen, ich gebe keine klare Kaufempfehlung ohne vorherige individuelle Analyse des Tieres und schon gar nicht bin ich „auf irgendeiner Seite“. Wenn dann bin ich auf Seite des Tieres und seiner individuellen Bedürfnisse. Und um auch das schon vorweg zu nehmen, diese können auch innerhalb derselben Rassen, Abstammung und Haltung völlig unterschiedlich sein.
Trockenfutter versus Nassfutter
Ob Trockenfutter oder Nassfutter, beide bestehen meist aus Fleisch, tierischen Nebenerzeugnissen, Gemüse, Kartoffeln, Reis und Getreide. Einige enthalten zusätzlich Kräuter, Nahrungsergänzungsstoffe und Zusatzstoffe.
Beide können aus mehreren verschiedenen Fleischsorten bestehen oder nur eine Eiweißquelle enthalten (=Mono-Protein-Futter). Einige sind speziell ohne Getreide, aber auch vegetarische bis vegane Produkte sind mittlerweile auf dem Markt vertreten.
Es ist immer auch eine Frage der Nachfrage, nicht jedes angebotene Futter ist auch tatsächlich empfehlenswert. Besonders günstige Futterhersteller bedienen sich gerne auch an Schlachtabfällen, tierischen Nebenerzeugnissen, Zucker, Geschmacksstoffen und anderen fragwürdigen Inhaltsstoffen. Daher ist es wichtig, jedes Etikett genau zu lesen. Leider gibt es auch hier einige, die noch immer nicht offen deklarieren, was „drin steckt“. Genau diese fehlende Transparenz ist für mich nicht akzeptabel. Vertrauen ist gut, aber Kontrolle ist besser!
Trockenfutter…
Trockenfutter ist meist inhaltlich optimiert abgestimmt und als Komplettmahlzeit zu verstehen, zudem bei Akzeptanz easy als Snack einsetzbar. Trockene Futtersorten sind wie Knäckebrot – ein Napf Wasser und ein gutes Trinkverhalten sollten stets gegeben sein! Unterschiedliche Herstellungsverfahren lassen sich unterscheiden, von kaltgepresst über softe Brocken – die Qualität und die Inhaltsstoffe können dabei stark variieren.
Die schonende Herstellung von kaltgepresstem Trockenfutter erhält durch geringere Wärmeeinwirkung die Inhaltsstoffe und Nährstoffe des Futters besser. Zudem werden die Zutaten beim Herstellungsprozess meist fein vorvermahlen und damit aufgespalten, damit sie später beim Pelletieren auch aneinander haften und sich gut verbinden. So entsteht ein gut verdauliches Futter, aus dem sich der Magen-Darmtrakt des Hund die Nährstoffe gut erschließen kann.

Der Vorteil am Trockenfutter ist die Form von trockenen Pellets oder Drops, die sich gut aufbewahren und transportieren lassen. Meist ist es preislich günstiger als Nassfutter. Zudem lässt der Markt keine Wünsche an verschiedenen Größen offen. Auserdem ist der Geruch meist dezenter als beim Nassfutter.
Der Nachteil am Trockenfutter ist, das es eine sehr hohe Energiedichte hat – der Anteil an Rohprotein und Rohfett ist meist wesentlich höher, verglichen mit Nassfuttersorten. Gerade für Hunde, die zu Übergewicht neigen, kann das problematisch sein.
Auserdem unterscheidet sich die Fütterungsmenge von Trockenfutter zu Nassfutter deutlich, die Nassfutter-Portion erscheint im Napf durch den noch enthaltenen Wassergehalt im Vergleich zum Trockenfutter wesentlich umfangreicher. Hunde, die ohnehin zu Hunger neigen, können sich daher mit verzögerter bis fehlender Sättigung quälen und da das Trockenfutter erst im Magen aufquillt auch überfressen.
Nassfutter…
Ob in Dosen, Gläsern, Wurstpelle, Schälchen – das Nassfutter hat viele Verpackungen in verschiedensten Größen. Die Inhaltsstoffe werden zerkleinert, vermengt und unter Druck erhitzt, sodass die Zutaten gar und haltbar werden – auch ohne Konservierungsstoffe.
Nassfutterdosen sind meist schon inhaltlich optimiert abgestimmt und als Komplettmahlzeit zu verstehen. Sie können jedoch auch aus reinem Fleisch bestehen, dann sind sie nicht als Alleinfutter vorgesehen, da sonst Nährstoffe fehlen.

Es hat den Vorteil, dass Hunde beim Fressen bereits einen höheren Wasseranteil aufnehmen, was gerade bei jenen Hunden, die dazu neigen das Trinken zu „vergessen“ oder zu wenig trinken sinnvoll sein kann. und
Nachteilig am Nassfutter ist, das es einmal angefangen gekühlt gelagert und schnell verbraucht werden muss. Je nach Futtersorte und Hersteller ist auch ein stärkerer Geruch möglich. Zudem ist der Verpackungsmüll deutlich erhöht, verglichen mit einem Sack Trockenfutter.
Barf und Selbst-Gekochtes
Barf und Selbst-Gekochtes sind keine klassischen Nassfutter – aber der Vollständigkeit halber, möchte ich sie dennoch mit aufführen. Beide bedürfen wesentlich mehr Fütterungskenntnissen seitens den Tierhaltern – wobei auch hier mittlerweile vorgefertigte Barf-Komplett-Menüs auf dem Markt zu finden sind.
Barf…
Als eine oder sogar DIE natürlichste Ernährung wird meist das „Barfen“ die „Barf“-Fütterung verstanden. Es ist die Fütterung von rohem Fleisch, Innereinen, Knochen – allerdings nicht nur! Und genau das ist auch einer der größten Irrtümer, die mir regelmäßig begegnen. Denn Barf bedeutet auch Zusätze zu füttern, das Rohfleisch anzurichten mit Gemüse, Salate, Obst, Kräuter, Ölen. Sogar Nahrungsergänzungsmittel sind je nach Art ebenfalls erlaubt und enthalten. Außerdem sind die Anteile der Fleischsorten/arten ebenso wichtig, wie die Portionierung und das Verhältnis von Rohfleisch und Beilage.
Der Vorteil beim Barf ist, das klar ausgesucht und dosiert werden kann, was im Napf enthalten sein soll. Diese Flexibilität der Gestaltung ist für alle die sich gut auskennen einfach super. Auch kann die Ernte aus dem eigenen Garten ebenfalls zugegeben werden.
Der Vorteil beim Barf kann allerdings auch ein großer Nachteil sein, denn wer sich nicht auskennt, kann sehr viel mehr falsch machen als bei der Auswahl einer Nassfutterdose oder einem Sack Trockenfutter. Wenn die Ration nicht passt und nicht ausgewogen abgestimmt ist, kann es zur Über- oder Unterversorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen kommen. Zudem braucht das rohe Fleisch die richtige Lagerung und ist, wenn nicht gerade im Gefrierschrank gefrostet, äußerst schnell verderblich und anfällig für Bakterien. .
Selbst Gekochtes…
Es ist mittleweile verbreiteter als man zunächst annehmen würde – allerdings ist es hier wie mit dem Barf – die Kenntnisse und die ausgewogene Rationsgestaltung sind ein absolutes Muss.
Generell sollten Reste vom Mittagstisch nicht einfach weils übrig ist im Hundenapf landen, denn nicht alle Lebensmittel sind auch für unsere Tiere verträglich und gesund. Wichtig ist auch, das Kohlenhydrate wie Nudeln, Getreide, Kartoffeln, Gemüsesorten ordentlich vorgekocht und möglichst kein Salz enthalten sollten. Da Hunde diese mehr Schlingen als Kauen muss der Magen und Darm diese Verdauen – es findet keine Vorverdauung durch den Speichel, wie bei uns Menschen, statt.
Vegetarisches und veganes Futter
Unsere Hunde sind wie wir Menschen auch in der Lage, anders als Katzen – die reine Carnivore sind, auch ohne Fleisch auszukommen. Allerdings ist auch hierbei wichtig, das der Körper seinen Bedarf an Kohlenhydraten, Proteinen und Fetten decken kann. Es braucht also spezielle Aufnahmequellen und auch hier wieder viel Wissen, um eine optimale Rationsgestaltung zu garantieren.

Milchprodukte, wie Käse, Quark, Joghurt oder auch Getreide brauchen unsere Hunde eigentlich nicht. Sie werden gerne zugesetzt, weil sie den Hunden schmecken und zusätzlich sättigen. Gerade Hunde mit Allergien, Unverträglichkeiten, Blähungen, Hautproblemen und Verdauungsstörungen können allerdings deutliche Besserung zeigen, wenn diese nicht im Futternapf landen.
Misch-Fütterung
Wer sich nicht entscheiden kann, sich einen Preisvorteil oder Akzeptanzverstärker erhofft, mischt Trockenfutter mit Nassfutter. Das ist allerdings ein klares No-Go. Denn diese haben unterschiedliche Verdaulich- und Verwertbarkeiten. So zusammen gefüttert können sie den Magen-Darmtrakt unserer Vierbeiner nicht nur belasten, sondern auch zu negativ Prozessen wie Fehlgärung, Verdauungsproblemen, Bauchschmerzen etc. führen.
Was allerdings gut geht und bei Akzeptanz auch durchaus empfehlenswert ist, ist die Fütterung von Trocken- und Nassfutter zu je eigenen Tageszeiten. Etwa Morgens ein Nassfutter und Mittags sowie Abends ein Trockenfutter. Das vereint die Vorteile beider, sorgt für gesunde Abwechslung und hilft bei der Gewichts-Prävention.
Fütterung bei Allergien/Unverträglichkeiten
Bei Hunden mit Verdauungsproblemen, Unverträglichkeiten oder Allergien lohnt es sich statt auf zwei oder mehrere, mal probeweise nur auf eine Proteinquelle zu setzen. Das ist ein bekannter Tipp – nun höre ich nicht selten: „Ich habe sogar schon Barf probiert, aber auch das hilft nichts.“ Was Du wissen solltest ist, das die meisten Futtersorten und Marken aus Rindfleisch und Hühnerfleisch bestehen – das ist auch beim Barf häufig so. Allerdings reagierten viele Hunde, die ich als Futtersensibel kennen lernen durfte, eben gerade auf diese beiden Proteinquellen. Deshalb ist mein Tipp hier, ob du nun Trocken-, Nass-, Barf- oder Selbst-Gekochtes-Futter fütterst, setze auf eine Proteinquelle pro Mahlzeit. Das heißt auch keine Milchprodukte wie Käse oder ähnliches. Es muss nicht immer gleich das Insektenfutter oder Pferdefleisch sein, aber da Huhn, Geflügel, Pute sehr nah verwandt und Kalb auch ein kleines Rind ist, wäre Lamm, Ziege, Lachs und Wild eine ehrliche Alternative. Dabei spreche ich aus Erfahrung.

Ist wirklich drin was draufsteht?
Das klingt erstmal komisch, ja. Da hat man eine Dose oder einen Trockenfuttersack gefunden, auf dem steht Lachs, Fisch, Lamm oder ähnliches. Nun denkt man zunächst, das das auch drin sein wird. ABER es ist mir nun schon mehrfach passiert, das ich mit meinen Kunden über ihre Futtersorte und die Inhaltsliste geschaut habe und dort steht dann, das der Hauptanteil Rind und tierische Nebenerzeugnisse sind und das was vorne auf dem schicken Etikett steht, das kommt danach an dritter oder vierter Stelle mit vergleichsweise „nur geringem“ prozentualem Anteil.
Wenn’s schmeckt tut’s gut?
Das ist jetzt zum Abschluss nochmal sehr provokant gesagt, aber nur weil das Futter unseren Tieren mundet ist es noch kein gutes Futter. Gerade Zuckerzusätze sind ein absolutes Tabu. Gesundes Futter kann gut schmecken oder eben auch nicht. Wie bei uns ist der Geschmackssinn auch Gewöhnungs-Sache und Vorlieben können sich mit der Zeit verändern.
Futter mit Nahrungsergänzung (auf)pimpen
Klar, das Auge isst mit und wir wollen das Gefühl haben unserem Tier etwas Gutes zu tun. A la ein Löffelchen hiervon, eine Prise davon – das kann eine Zeit oder durchaus funktionieren – oder eben früher oder später so richtig schief gehen. Paracelsus sagte „Die Dosis macht das Gift“ und so ist es. Jeder Körper braucht Vitamine und Mineralien, in Fleisch, Gemüse und Kräutern sind davon unterschiedliche enthalten. Im Trocken- und Nassfutter werden sie teilweise durch die Hersteller noch hinzugefügt. Wichtig ist, auch wenn ich mich wiederhole, sich auszukennen. Nicht pauschal Dosis x von etwas zuführen, von dem uns erzählt wird, seitens der Nahrungsergänzungsmittel-Hersteller und der Werbung, dass es unsere Tiere brauchen um lange ganz fit alt zu werden. Es gibt da einige Unterstützung, die durchaus hilfreich sein kann, aber die individuell passgenaue Auswahl, Zusammensetzung, Dosierung und Kontrolle ist hierbei entscheidend für’s Gelingen. Denn Überdosierungen und Mangelzustände sollten unbedingt vermieden werden.
Zu guter Letzt noch drei gesunde Fütterungs-Tipps
- Lies die Inhaltsstoffe und Zutatenliste deines Futters genau so akribisch durch, wie die Rationsempfehlung. Fütterst du Trocken- und Nassfutter, so rechne die jeweiligen Rationsempfehlungen um.
- Finde ein Fütterungskonzept, das zu euch passt und womit ihr euch wohl fühlt.
- Lass dich von einer unabhängigen Fachperson unterstützen und beraten, wenn du überlegst dein Fütterungskonzept durch Nahrungsergänzung zu optimieren.



